Die Magie des ersten Satzes

Am Anfang außergewöhnlicher Romane und Erzählungen, aber auch von Artikeln, steht ein Verfügungsversuch. Wie aus dem Nichts kommt ein Satz, der die Leser gewinnt und fesselt. Der Satz hält die Leser fest und erzeugt einen magischen Bann, der zum Lesen zwingt. Dieser Satz bezaubert Leser, damit sie dem, was folgt, ihre Zeit opfern. Der erste Satz ist der wichtigste des ganzen Textes. Ist er nicht perfekt gerät nichts in Gang. Versagt der erste Satz, waren alle Bemühungen sinnlos, denn der Text, der danach kommt, wird nicht gelesen.

Szenenwechsel. Wir lesen Ihre Stellenanzeige. Wie lautet IHR erster Satz?

Die typischen Einleitungen von Stellenanzeigen langweilen potenzielle Bewerber

Nächstmöglich …

Karriere mit Zukunft …

Wir suchen dringend eine/n …

Innovation schreiben wir groß ...

Wir wachsen, das ist Ihre Chance …

Verstärken Sie unseren XYZ-Bereich als …

Wir sind Marktführer in der XYZ-Branche ...

Werden Sie Teil unseres erfolgreichen Teams ...

Wir suchen einen flexiblen, zuverlässigen Mitarbeiter (m, w, d) für …

Wir vereinen die Agilität eines Startups mit der Sicherheit eines Konzerns …

Solche ersten Sätze sind weder außergewöhnlich noch klingen sie spannend oder gar wertschätzend. Nahezu alle Stellenanzeigen beginnen egozentriert. Wir sind, wir bieten, wir tun. Wir, wir, wir! So steht es auch in aktuellen (wenn auch längst nicht mehr zeitgemäßen) Lehrbüchern der Personalwirtschaft und vielen Büchern von Trainern und Beratern im Bereich Recruiting. In der Psychologie versteht man unter Egozentrik das Verhalten, sich selbst im Mittelpunkt zu sehen. In Zeiten, in den es großer Anstrengungen bedarf, motivierte Fachkräfte zu finden, ist ein Perspektivenwechsel überfällig. Potenzielle Bewerber sind informierter, anspruchsvoller und kritischer denn je. Arbeitgeber sollten Stellenanzeigen daher endlich aus Sicht der Bewerber betrachten.

Der Anfang ist mehr als die Hälfte des Ganzen.

Der erste Satz ist so wichtig. In der Liebe genauso wie auch in der Literatur und in anderen Texten und Medien. Ein guter erster Satz entscheidet oft darüber, ob wir uns in einen Menschen, in einen Film oder in ein Buch verlieben, ob wir berührt werden, gefesselt werden und, ob wir uns bereitwillig dieser Verführung hingeben. Selbstverständlich gilt das auch für Stellenanzeigen. Der erste Satz entscheidet wesentlich darüber, ob sich ein potenzieller Bewerber von der ausgeschriebenen Position angesprochen fühlt, und wie er den Arbeitgeber einschätzt. Fängt die Stellenanzeige mit dem üblichen Blabla an oder ganz anders ...

Weil's soooo wichtig ist nochmal: Der Anfang ist mehr als die Hälfte des Ganzen.

Der erste Satz soll interessieren, berühren, er soll aufrühren, er soll fesseln, er soll die Lesenden in eine Geschichte einführen (Stichwort „Storytelling“ und „Candidate Journey“). Zugegeben, das ist eine schwierige Aufgabe.

Gleich vorneweg: DEN perfekten Anfang von Stellenanzeigen und Stellenausschreibungen gibt es nicht. Das beruhigt und verunsichert Sie sicher gleichermaßen. Um einen guten Einstieg in einen Text zu schaffen, gibt es verschiedenste Möglichkeiten.

Einige großartige Beispiele – bitte nicht kopieren, sind nur Anregungen – und selbst texten ist cooler als nachmachen

Es geht nicht darum, hier Kopiervorlagen zu veröffentlichen, sondern das Prinzip zu verdeutlichen, einzigartige und spannende erste Sätze für Stellenanzeigen zu finden. Im Idealfall ist der erste Satz Ihrer Stellenanzeige der Beginn einer (Kurz)Geschichte. Betreiben Sie Storytelling und schalten Sie das Kopfkino bei potenziellen Bewerbern an.

Männer für eine gefährliche Reise gesucht ... [ist der Beginn einer der erfolgreichsten Stellenanzeigen, die je geschaltet wurden]

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