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Kuriose und missverständliche Jobtitel in (daher für Bewerber nicht auffindbaren) Stellenanzeigen

Früher war die (Arbeits)Welt noch in Ordnung. Früher gab es noch Pförtner, Empfangsdamen, Tellerwäscher, Reinigungskräfte, Hausmeister, Lagerarbeiter, Sachbearbeiter, Telefonisten und Verkäufer. Jeder wusste, was ihn erwartete. Auch in punkto Hierarchiestufe: Hilfsarbeiter, Arbeiter, Sachbearbeiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter sowie Geschäftsführer und Vorstände.

Ein Verkäufer suchte, wenn er Lust auf eine neue Anstellung hatte, nach einer vakanten Verkäuferstelle. Heute ist die Arbeitswelt international, globalisiert. Und damit denglischer, komplizierter und kaum überschaubar.

Klar, neue Anforderungen und Aufgaben erfordern neue Funktionen oder gar vollkommen neue Berufe. Um auf Kommentare bei Facebook zu antworten oder gar einen Shitstrom zu managen, brauchen wir einen „Social Media Manager“. Doch auch sonst ist scheinbar nichts mehr, wie es einmal war. Seit aus Firmenzentralen Headquarter wurden, sitzen dort ausschließlich Junior-, Senior- und sonstige Manager, Consultans und jede Menge Vice Presidents. Die Schranke zum Firmenparkplatz öffnet schon seit Jahren kein gewöhnlicher Pförtner mehr. Am Eingang werden die Besucher nicht mehr von der Empfangsdame, sondern vom „First Impression Manager“ begrüßt. Und die Schnittchen in der Conference Area bereitet ein „Sandwich Artist“ zu.

Wie immer geht es in diesem Blog darum, Stellenanzeigen zu texten, die zu wenigen jedoch perfekt passenden Bewerbungen führen. Die passenden Bewerber sollen angezogen werden. Die unpassenden Interessenten sollen sofort erkennen, dass sie nicht die richtigen sind, sich also erst gar nicht zu bewerben brauchen. Sie erfahren in diesem Artikel, wie de passende, klickstarke Titel für Ihre Stellenanzeige, also die treffende Positionsbezeichnung, lautet. Bei der Jobsuche in Suchmaschine und Online-Jobbörsen entscheidet der Jobtitel darüber, ob das Stelleninserat überhaupt von potenziellen Bewerbern gefunden wird. Wenn Sie Jobtitel verwenden, nach denen Bewerber nicht suchen, verschwenden Sie Geld. Im schlechtesten Fall finden Sie keinen passenden Bewerber.

Wohlklingende Jobtitel sind nichts weiter als billige Wortschminke. Und: Bewerber finden bei der Online-Suche die Stellenangebote nicht.

Um dem flüchtigen Leser ins Auge zu springen und zu gefallen, werden viele Durchschnittsjobs hervorgehoben und schöngefärbt. Nach dem Motto „Pimp my Job“ werden die Stellentitel aufgemotzt. Wenn die „Lagerhilfskraft“ zu bodenständig wirkt, und es selbst die „Fachkraft für Lagerlogistik“ nicht mehr rausreißt, verleiht ein „Assistant Pick & Pack“ der Stellenausschreibung im Handumdrehen den nötigen Glanz. Und jede Menge Internationalität.

dirtmanager bigWer als Parkplatzwächter ehrgeizige Karriereziele verfolgt, sollte sich als „Contributor Park & Control“ bewerben. Als „Mitarbeiter Park & Control“ sind solche High Potentials im deutschsprachigen Raum sehr gefragt. Schups wird aus einem Knöllchenverteiler ein wichtiges Regulativ für den ruhenden Verkehr. Irgendwie hört sich das schon nach einer Art Chef-Controller an. Das klingt nach Karriere mit Zukunft!

Auch die Personaler müssen nicht zurückstehen. Für Fach- und Führungskräfte in den deutschsprachigen Personalabteilungen wie Ausbilder, Personalentwickler, Personaldisponent, Personaler, Personalreferent, Personalberater oder Personalleiter tun sich Perspektiven auf. „HR Business Partner”, „HR Consultant”, „Talent Manager” oder „Senior Associate Human Resources“ verleihen den Aufgaben in den Personalabteilungen und HR Departments einen ganz besonderen Glanz. Dieser Glorienschein leuchtet hell, zumindest schimmert er. Auf jeden Fall haben diese Titel etwas von Weltgeltung, Ruhm und höchster Luzidität. Experten wie „Manager Recruiting“, „Manager Employer Branding“ oder „Expert HR Transformation“‎ verdienen höchsten Respekt. Natürlich möchte auch die Chefetage nicht ins Hintertreffen geraten. „Director of Human Resources” oder „Head of Human Resources” hört sich definitiv bedeutender an, als das schlichte, bodenständige deutsche Pendant. Verdient der „Head of Human Resources” eigentlich mehr als ein „Personalleiter“? – Doch zurück zum Thema.

Verwenden Sie online ausschließlich Jobtitel, nach denen Bewerber tatsächlich suchen!

Es ist mir klar, dass nicht alle Superhelden einen Umhang tragen. Und trotzdem gibt es sie, die Superhelden, die in Arztpraxen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Seniorenheimen, Sozialstationen und in vielen, vielen anderen wichtigen Bereichen unserer Gesellschaft ihren Mann und natürlich auch ihre Frau stehen. Aber, Hand aufs Herz, würden diese Menschen in einer Online-Stellenbörse, also bei StepStone, Jobware, Monster & Co. nach Positionen für „Heroes“, „Helden“ oder „Superhelden“ suchen? Oder gar nach “Heros“, der – nicht so seltenen – falschen Schreibweise von „Heroes“?

denglishErfinderische Arbeitgeber suchen Zauberer, Wizards und Feen – besonders gefragt sind vermutlich die guten. Wer schätzt sie nicht, die guten Feen, die in unseren Büros und Kindertagesstätten täglich ihr Bestes geben? Auch als Haushaltshilfen sind die Feen mindestens genauso gefragt, wie die Perlen.

Wenn Sie (Bewerber machen das sicher nicht) die Stellenbörsen gezielt nach „Ninjas“ durchforsten, werden Sie schnell fündig. Im vorindustriellen Japan wurden Ninjas bekanntermaßen als Kundschafter, Spione, Saboteure oder Auftragskiller beschäftigt. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich ihr Tätigkeitsfeld gewandelt. Heute sind diese speziell ausgebildeten Kämpfer hauptsächlich in der IT-Branche als Softwareentwickler und Marketing-Experten gefragt. Aufgaben wie Spionage und Sabotage sind auch heutzutage zu erledigen, aber wenn sollen diese „Ninjas“ umbringen?

Wer auf weniger kämpferische Mitarbeiter setzt, könnte sich auch auf die Suche nach „Genies“ machen. Es drängt sich mir jedoch die Frage auf, wie Bewerber ticken, die sich selbst für ein „Genie“ halten. Sie können natürlich auch Stellen für „Gurus“ ausschreiben. Eigentlich ist „Guru“ ein religiöser Titel für spirituelle Lehrer, insbesondere im Hinduismus. In unserem heutigen Sprachgebrauch bezeichnen wir im weiteren Sinne auch Fachleute mit überdurchschnittlichem Wissen, langer Erfahrung und charismatischer Ausstrahlung als „Gurus“. Falls Sie also Mitarbeiter suchen, die über unglaubliches Wissen und natürliche Autorität verfügen, die seit Jahrzehnten als herausragende Vorbilder dienen und es in ihrer Bedeutung auch nur ansatzweise weise mit Dalai Lama, Mutter Teresa oder Mahatma Gandhi aufnehmen könnten, ist die Suche nach Gurus durchaus angebracht. Aber nur dann.

Auf der Suche nach außergewöhnlichen Stellentiteln bin ich auch auf „Rockstars“ und „Superstars“ gestoßen. Offenbar ist nicht nur Dieter Bohlen auf der Suche nach herausragenden Nachwuchskräften. Fachkräftemangel herrscht ja landauf, landab. Angeblich!

Beim Stöbern in Stellenbörsen lernen wir auch, dass es „Evangelisten“ nicht nur in der Kirche oder in caritativen Einrichtungen gibt. Bei Stellenangeboten für „Evangelisten“ sind erneut IT-Unternehmen führend.

Selbst vor „Rampensäuen“ und „Eierlegenden Wollmilchsäuen“, machen die kreativsten unter den Personalentscheidern nicht halt. Diese seltenen Gattungen werden offenbar überall gebraucht. In jeder Branche und in vielen Berufen, beispielsweise als Helfer in der Produktion, in der Veranstaltungstechnik, im Catering, als Web-Entwickler, als Erzieher oder als Netzwerk-Administrator. Sehen Sie selbst den folgenden kleinen Ausschnitt der haarigen Allrounder …

screenshot eierlegende wollmilchsau

Schon klar, werden nun einige Leser einwenden, ich suche ja keinen Ninja, Nerd, Hero, Superhero, Rockstar, Evangelisten und auch keine Wollmilchsau. Sofern Sie meinen Rat folgen, und in Online-Jobbörsen keine exotischen Positionsbezeichnungen als Stellentitel verwenden, haben Sie bereits viel gewonnen. Doch Vorsicht, denn die Grenzen von offensichtlichen „Bullshit Job Title“ und den, nennen wir sie, „suboptimalen Titeln“ von Stellenausschreibungen sind fließend. Bis Sie den perfekten, klickstarken Stellentitel für Ihre Stellenanzeige finden, müssen wir uns noch einige entscheidende Details ansehen.

Die Frage ist nicht, ob Bewerber nach den Stellen suchen, die Sie ausschreiben. Das ist ganz sicher so!

Die entscheidende Frage lautet: Nach welchen Jobtiteln suchen Bewerber, wenn sie bei Google & Co. und in Online-Jobbörsen nach Ihren Stellenanzeigen suchen?

Auf der Suche nach dem perfekten Titel Ihrer Online-Stellenanzeige müssen Sie auf folgende Stolpersteine achten.

  1. Die interne Stellenbezeichnung / Positionsbezeichnung auf dem Prüfstein
    Es zwingt Sie (hoffentlich) niemand die interne Bezeichnung, die später im Arbeitsvertrag steht, als Titel für die externe Stellenausschreibung zu verwenden. Wissen Sie etwa, was ein „Referent Spenderbindung“, ein „Referent Meta-Data-Management“, ein „Referent für das Entsendeprogramm“ oder „Seniorreferent Lean Management“ auch nur ungefähr zu tun haben? Und was tut eigentlich die „Bereichsassistenz Abtlg. 44/IV“, ein „Roof-/ Sitemanager im Mobilfunk“, ein „Qualitätsplaner (APQP)“ oder Sterilisationsassistent den ganzen Tag? Welche konkreten Anforderungen Bewerber auch immer erfüllen müssen und welche Aufgaben sie zu erledigen haben: Bewerber suchen nicht nach solchen Titeln! Wandeln Sie Ihre interne Bezeichnung in einen Stellentitel um, nach dem Bewerber suchen.

  2. Weichgespülte Stellentitel vermeiden
    Es gibt Branchen, die – insbesondere als Arbeitgeber – einen miserablen Ruf haben. Call Center zählen beispielsweise dazu. Das räumen selbst Branchenvertreter ein. Nicht wenige Call Center zeigen sich daher erfinderisch. Sie suchen statt einem „Call Center Agent“ nach einen „Mitarbeiter im Service Center“ oder einer anderen weichgespülten Variante der Vieltelefonierer. Das hört sich gleich viel sympathischer an. Doch, wie soll ein erfahrener „Call Center Agent“ einen Job als „Call Center Agent“ finden, wenn diese als „Service Center Mitarbeiter“ ausgeschrieben werden? Natürlich bringen auch andere fantasievolle Neuschöpfungen die Recruiter im Call Center nicht weiter.

    Was im Pauschalurteil für ganze Branchen gilt, betrifft auch einzelne Berufe. Wer will schon „Verkäufer“ sein? Eine Tätigkeit im Verkauf zählt nicht unbedingt zu den typischen Traumberufen. „Verkäufer denken doch nur an ihre Provision. Und die, von der ganz üblen Sorte, sind speziell geschult, um Kunden mit rhetorischen Tricks zu manipulieren“ – so viel zu den weit verbreiteten Vorurteilen. Der Verkauf kann auch positiv gesehen und gelebt werden. Verkaufen bedeutet, anderen Menschen zu helfen, ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Produkt zu finden. Im besten Fall entsteht eine langfristige Bindung zum beiderseitigen Vorteil. Doch zurück zum Thema.

    Gehen Sie in Online-Stellenbörsen und in Ihrer Karriere-Website auf Nummer sicher. Wenn Sie Mitarbeiter suchen, die Ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen sollen, reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Suchen Sie statt einem „Sales Assistant“, „Account Manager“, „Key Account Manager“, „Berater“, „Xy-Berater“ nach einem Verkäufer. So finden Verkäufer Ihre Stelle. Gleichzeitig schreiben Sie Klartext. Wer nach „Kundenberatern“, also nach Mitarbeitern sucht, die Kunden beraten, braucht sich nicht zu wundern, wenn die dann tatsächlich nur beraten. Wenn überhaupt wird meist nur zufällig auch etwas verkauft. Die gleiche Frage stellt sich auch beim „Account Manager“. „Managed“ der nur, oder verkauft er auch was? Jedenfalls spricht die englische Übersetzung von „handhaben“, „bewerkstelligen“, „leiten“. Verkaufen ist nicht dabei.

  3. Verwendung der gleichen Stellentitel wie im Print und Bannern etc.
    Es sollte an dieser Stelle klar sein, dass u. a. Jobtitel wie „Vertriebler“, „Vertriebsprofi“, Starverkäufer oder Vollblutverkäufer für die Online-Reichweite nicht in jedem Fall die beste Wahl sind. Offline können durchaus erfolgreiche eingesetzt werden. Das liegt am unterschiedlichen Suchverhalten potenzieller Bewerber. In Suchmaschinen (Google, Bing, T-Online, Yahoo! & Co.), aber auch in Jobbörsen, suchen potenzielle Bewerber gezielt nach passenden Stellenangeboten. Dabei verwenden Bewerber üblicherweise die gängige Stellenbezeichnung und den Einsatzort. Viele Online-Plattformen beurteilen die Relevanz von Stellengeboten – und somit letztlich den Platz in der Ergebnisliste – anhand der Übereinstimmung des Stellentitels mit der Suchanfrage des potenziellen Bewerbers. Da schließt sich der Kreis. Ermitteln Sie, nach welchem Jobtitel Bewerber tatsächlich suchen, und verwenden Sie online ausschließlich genau diese Stellentitel. Noch was. Da Bewerber auch nach dem Einsatzort suchen, sollte der Ort auch in Ihre, Stellentitel enthalten sein.

    Während Sie sich in Suchmaschinen und Jobbörsen mit Jobtiteln wie „Meister der Zahlen“ oder „Zahlenmensch“ schwertun, kann der gleiche Stellentitel in der Stellenanzeige in der Tageszeitung extrem erfolgreich sein. Das liegt am Suchverhalten der Bewerber. Gerade durch den regionalen Bezug haben die Zeitungen viele Abonnenten, die wissen wollen, was sich in ihrer Region tun. Nach den lokalen Nachrichten blättern am Wochenende viele mit dem Marmeladebrot in der Hand den Veranstaltungsteil, die Kleinanzeigen, die Todesanzeigen und auch den Stellenteil durch. Es geht hierbei in aller Regel nicht um die gezielte Suche, sondern vielmehr um das latente Interesse an spannenden beruflichen Aufgaben. Ähnlich verhält es sich mit Anzeigen im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, wie z. B. Facebook, wenn einer ausgewählten Zielgruppe Banner mit Stellenanzeigen eingeblendet werden. In diesen Fällen – und nur in diesen Fällen – sollten Sie „kreative“ Stellentitel einsetzen.

  4. Vermutung statt Überprüfung
    Betrachten wir alle Suchworte bei den großen Suchmaschinen liegt im bundesweiten Schnitt der „Programmierer“ vorne. In Bayern wird am meisten nach einer Anstellung als „Developer“ gesucht, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern stößt der „Softwareentwickler“ auf das meiste Interesse. Der offizielle Ausbildungsberuf „Anwendungsentwickler“ landet überall mit weitem Abstand auf dem letzten Platz. Zu allem Überfluss ändern sich die Vorlieben der Bewerber auch im Zeitverlauf innerhalb weniger Monate und sind nicht nur bei jeder Suchmaschine, sondern auch bei jeder Jobbörse anders. Um abschätzen zu können, welche Suchbegriffe, und somit, welcher Titel für Ihre Stellenanzeige perfekt ist, brauchen Sie die passenden Werkzeuge. Nur mit einer genauen Analyse können Sie den klickstärksten Stellentitel finden.

    Die wichtigsten kostenlosen Tools lernen Sie im Seminar für erfolgreiche Stellenanzeigen kennen. Das ist nur einer von vielen Gründen, sich gleich für einen der nächsten Seminartermine in München, Hamburg, Düsseldorf oder Berlin anzumelden.

 


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Kommentare (1)

  • Sehr spannender Beitrag. Deshalb wendet man sich am besten an einen Headhunter. :)

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